Rosszko? Rrrrr-rosszko-rosszko-rosszko-rosszko. Wir waren es. Wir haben die Welt verändert. Wir – und Rosszko. Die Revolution kam durch uns – und niemand hat sie vorbereitet. Ausser: Rosszko. Und vielleicht nicht einmal er. Sondern sie ergab sich. Die Welt hat darauf gewartet. Die Welt war reif dazu, hat sich dahin entwickelt. Rosszko hat sie dahin entwickelt, nein, die Menschheit hat sich entwickelt, und Rosszko hat sie geführt, nein. Niemand weiss, wie und warum. Niemand kann das Ganze überblicken, kein Mensch.
Eine Macht kam über uns, eine Macht, wie sie sich noch nie auf Erden zusammengeballt hat, eine Macht, die wir Menschen geschaffen haben, und die doch viel länger, ja seit Urzeiten in uns geschlummert haben muss, besser kann ich mich nicht ausdrücken, und besser brauche ich mich auch nicht auszudrücken, denn ich fasse sie nicht, diese Macht, bin ich doch ein Soldat, ein einfacher Soldat, und andere haben es besser ausgedrückt, was geschehen ist, und alle mögen es besser wissen, aber ich habe es erlebt und ich war einer derjenigen, der die Macht ermöglicht hat, und der die Opfer gesehen hat, denn es gab Opfer, einige Opfer, viele Opfer, wer weiss, niemand weiss, niemand weiss, wie viele. Erschossene, standrechtlich Exekutierte. Soldaten, die den Befehl verweigerten.
Meine Kameraden. Irgendwo auf der Welt. Kameraden, die ich nie gesehen habe, und die doch Kameraden sind. Die sich geweigert hatten, die Flugzeuge mit den Bomben zu bestücken. Meine Freunde. Meine …
Wir hatten Dienst, seit Tagen und Wochen, ununterbrochen standen wir bereit; jedermann wusste, dass sich die Lage verschärfte. Dass es um alles ging. Um alles? Was ist alles? Die Menschen wollten nicht mehr gehorchen, nicht mehr die langen Reden hören, nicht mehr ihren … Ihren was? Ihren wer? Ihren Führern, ihren Herrschaften gehorchen. Sie wollten nicht mehr die alten Geschichten hören. Die ewigen Politikergeschichten, die Geschichten vom Fortschritt des Volkes und von Freiheiten, die nie wahr wurden. Die Menschen – wir Menschen, wir Soldaten – hatten es satt, von Feinden reden zu hören, von Wachsamkeit und von Attacken, die nie stattfinden würden, ausser unseren eigenen – die wir tausendmal übten, wozu – keiner weiss es. Nur wussten wir, dass überall die gleichen Menschen, die gleichen Soldaten hockten, warteten, übten, sich verdreckten, die Langeweile zu Tode schlugen.
Doch wir hatten eines – die Musik. Wir hatten die Musik bei uns, überall auf der Welt, die Musik, die niemand hörte – nur wir selbst, wir alle, die gleiche Musik, die uns verband, wir tauschten sie und sangen sie mit – im Geiste. Unser Bewusstsein verband sich in der Musik, im Rhythmus, in den Klängen und Worten, die unsere Rebellion schürte. Wir begannen, anderen Stimmen zu gehorchen, unseren eigenen Stimmen, unseren eigenen Sängern, den Gesängen der Jugend. Und Rosszko verband diese Gesänge, Rosszkos Netz – es ist längst sein Netz geworden, nein, unser Netz, und doch sein Netz, Rosszkos Dienste, Rosszkos Potential, Rosszkos weltumspannendes Netz; enger und enger knüpfte er es, unsere Netz, das unser Denken und Fühlen in das allgemeine Bewusstsein der Menschen, in den Geist der Welt einfügte, das uns zusammenfügte – zur Rebellion.
Wir widerstanden unseren alten Führern, wir alle, rund um die Erde; wir verweigerten die Waffen, denn die alten Herren sprachen von Terror und wollten uns gegeneinander in den Krieg hetzen, wo doch keiner wusste, ob und wo Krieg war; es war auch kein Krieg, sondern Rebellion; Krieg ist etwas anderes, Krieg ist Vernichtung des Feindes, so wurde uns gelehrt, aber wir hatten keine Feinde, sondern nur Freunde in der Musik, und wir tanzten und stampften zur Musik, auf der ganzen Erde, und die Erde dröhnte nicht von Bomben, sondern von unserem Stampfen, und wenn es ein Ende genommen hatte, dann wiegten wir uns in den Schlaf – mit unseren Sängerinnen, mit den süssen Melodien unserer Diven.
Rosszko ist gewählt worden – wir haben ihn gewählt. In schweren Zeiten sind es die Soldaten, die ihren Führer wählen. Und wir haben den zum General gewählt, der keine Feinde mehr haben wird. Der kein General mehr sein muss. Weil keiner mehr gebraucht wird.
Wir werden abrüsten. Und tanzen. Wir werden die Kommunity feiern. Wir haben sie ermöglicht. Wir Soldaten.
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Andreas KöhlerLessingstrasse 2CH - 9008 St. GallenDr. med. / FMH Psychiatrie und Psychotherapie